Der Bhf Dahlhausen (Ruhr) vom Horkenstein aus gesehen (ca. 1910)

Der Bahnhof Dahlhausen (Ruhr) ca. 1910: An der Bahnhofseinfahrt aus Hattingen kommend wird gerade kräftig gebaut und auch ansonsten ist gerade „mächtig Betrieb“ im Bahnhof.

Ein Ausschnitt der Karte ist auch schon im Buch von Harald Vogelsang „Das Bw Bochum-Dahlhausen“ abgebildet (Seite 94 unten) – ich vermute mal, der Grund nur den Ausschnitt zu zeigen war, dass man trotz der Platzbeschränkung einen erkennbaren Bildausschnitt bringen wollte. Nun gut, dass man heute mit dem Internet quasi unbeschränkte Platzmöglichkeiten hat und sich den Details durchaus widmen kann.

Im Buch ist die Karte auf 1912/13 datiert. – Mit der mir vorliegenden Karte können wir das Aufnahmedatum aber wesentlich nach vorne schieben, da die Karte bereits am 26. November 1910 abgestempelt worden ist. Das Aufnahmedatum war also entsprechend früher.
Aber eigentlich müsste sich das Aufnahmedatum klar bestimmen lassen, denn im Vordergrund wird die Brücke über die Bahn (neu)errichtet. Es müsste sich dabei um die Straße „Ruhrmühle“ handeln.

Zur weiteren Orientierung: Die Straße im Vordergrund dürfte die Lewackerstraße sein. Die Häuser, die in Bildmitte rechts aus der Karte laufen, liegen an der Dr. C. Otto-Straße. Leicht oberhalb lässt sich ebenfalls eine Häuserflucht erkennen, längs der die Strecke nach Weitmar geführt gewesen sein müsste.

Folgt der Blick wiederum den Gleisanlagen bis zum oberen Bildrand, lassen sich dort noch schemenhaft die Anlagen der Fabrik Dr. C.-Otto erkennen, wo auch heute ungefähr das Eisenbahnmuseum liegt.

Ziemlich genau in der Bildmitte sieht man einen kleinen Straßenbahntriebwagen. Links davon liegt das damalige Bahnhofsgebäude und links davon wiederum, neben den Bahnanlagen, die Verbindungsbrücke zur Zeche Altendorf-Tiefbau, die bereits 1908 wieder abgerissen worden ist. [Vogelsang 1988, S. 25]

Einen sehr ähnlichen Blick zeigt diese Karte, die 1903 oder früher entstanden sein muss. Sehr schön zu erkennen ist, dass der Einfahrtbereich des Bahnhof gerade einige Umbauten erfährt. So kreuzte 1903 die Straße „Ruhrmühle“ noch niveaugleich und vom Wasserturm war auch noch nichts zu erkennen.

Wenige Jahre früher sah der Einfahrtsbereich des Bahnhofes noch anders aus: Die Straße kreuzte noch niveaugleich und vom Wasserturm war auch noch nichts zu erkennen.

Gehen wir nun aber mal in die Details der „neuen“ Karte:

Der Güterzug
Am unteren Bildrand fährt gerade ein Güterzug aus dem Rangierbahnhof in Richtung Hattingen. Die Gattung der Zuglok ist leider nicht klar zu identifizieren. Erkennbar sind: ein lang gezogener Schornstein, dicht gefolgt von einem wuchtigen Dampfdom und einem sehr flachen Sandkasten. Diese Bauart könnte zu einer der vielen Bauarten der C-gekuppelten Güterzug-Schlepptenderloks der Vorgängerbahnen (BME oder CME) passen. Der Zug selber besteht aus ungefähr 50 offenen Güterwagen, mit relativ niedriger Beladung, also Erdaushub, Holz oder ähnliches.

Ein Güterzug verlässt den Bahnhof Dahlhausen in Richtung Hattingen. Bei der Zuglok wird es sich wohl um eine C-gekuppelte Güterzug-Schlepptenderlok handeln – die erkennbare Anordnung von schlankem Schornstein, dickem Dampfdom und flachen Sandkasten lassen darauf schließen. Der Zug selber besteht aus rund 50 – größtenteils offenen – Güterwagen, die heweils mit Schüttgut, also zum Beispiel Erde, Kohle oder Sand, beladen sind.

 

Bauzug/Wasserturm
Die linke Bildhälfte finde ich besonders interessant. Wir sehen einen kurzen Bauzug, der auch wieder von einer Schlepptenderlok gezogen wird. Die Länge der Strecke ist nicht erkennbar. Sie müsste über den frisch aufgeschütteten Hang führen, dort sind aber keine Gleise erkennbar. Links davon steht der neue Wasserturm, von dem bei Vogelsang eine undatierte Skizze abgebildet ist [Vogelsang 1988, S. 81]. Parallel zum oberen Bildrand ist links die Flutbrücke nach Altendorf zu erkennen.

In dem der Ruhr zugewandten Seite schiebt eine Schlepptenderlok einen kurzen Güterzug. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Bauzug, der beim Bau der Überführung helfen soll.

 

Gleisanlagen
Und als letztes werfen wir dann noch einen Blick auf die wunderbar erkennbaren Gleisanlagen des Bahnhofs. – Da war schon mächtig was los…

Sehr schön lassen sich hier die umfangreichen Gleisanlagen der Kohlensammelstation Dahlhausen erkennen. Insgesamt 21 parallele Gleise lassen sich auf dem Bild erkennen.

 

Literatur

Vogelsang 1988
Vogelsang, Harald: Das Bw Bochum-Dahlhausen und die Eisenbahn im mittleren Ruhrtal. Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg 1988. – ISBN 3-88255-430-4

 

Versionsgeschichte

Version 1.0 vom 26.09.2021