Selbstfahrender Roheisentransportwagen der Benrather Maschinenfabrik (1908)

Quelle: Stahl und Eisen

Die Benrather Maschinenfabrik ist eine der vielen kleinen Lokomotivfabriken, über die nur sehr wenig bekannt ist. Sie ging 1898 aus der in Düsseldorf ansässigen Firma „de Fries & Co.“ hervor. Gebaut wurden Hebezeuge, Krane, Ladeeinrichtungen, Waggons und elektrisch getriebene Fahrzeuge, wie zum Beispiel fahrbare Kräne oder selbstfahrende Transportwagen. Die Fabrik gehörte ab 1910 als „Werk Benrath“ zur Deutsche Maschinenfabrik AG (DEMAG). [Wikipedia]

Zu den gebautenn Fahrzeuge der Maschinenfabrik ist kaum etwas bekannt. Überliefert hat sich das Bild eines fahrbaren Schienenkranes, der um 1900 bei der Düsseldorfer Eisen- und Drahtindustrie in Oberbilk im Einsatz war und das Bild einer zweiachsigen E-Lok, die als eigene Werklok bei der Maschinenfabrik Dienst tat.

 

In der Zeitschrift „Stahl & Eisen“ vom 11. November 1908 findet sich als Teil eines Artikels über das ab 1906 errichtete neue Thomasstahlwerk der Burbacher Hütte auch die Beschreibung eines selbstfahrenden Roheisentransportwagens:

Zum Transport des Roheisens von den Mischern zu den Konvertern dient ein Roheisentransportwagen mit elektrischer Fahrbewegung und Kippvorrichtung. Ein zweiter Wagen dient als Reserve.

Die Pfanne besitzt einen Inhalt von 24 t und ist mittels vier geschmiedeter Winkelpratzen an den Stahlgußring durch Bolzen mit Keilen befestigt, die ein rasches Lösen der Pfanne vom Ring gestatten.

Die Kippvorrichtung wird durch Schnecke und Schneckenrad betätigt. Der zum Kippen verwendete Motor hat eine Leistung von 9 PS (n=400); er ist mit dem Triebwerk mittels Reibungskupplung verbunden, die den Zweck hat, den Motor vor Beschädigungen zu schützen, falls die Pfanne so weit gekippt würde, dass sie an den Rahmen anstößt. Um die Pfanne in jeder Stellung festhalten zu können, ist eine elektromagnetisch betätigte Bandbremse vorgesehen. Zur Reserve hat der Wagen Handkippvorrichtung.

Der Wagen ruht auf Stahlgußrädern und ist mit seitlichen Stromabnehmern versehen. Die Stromzuführungsdrähte sind durch Bleche vor den ausblasenden Konvertern gegen Beschädigungen geschützt.

Der Fahrmotor, welcher eine Leistung von 24 PS (n=350) hat, arbeitet mittels zweier Vorgelege auf eine der beiden Achsen. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt rund 75 Meter in der Minute; die Spurweite ist 1435 mm. Zur Steuerung des Fahrmotors dient ein Bremskontroller, der ein genaues Halten ermöglicht.

Sämtliche Triebwerksteile sind mit Schutzkasten umgeben; die Kontroller, Widerstände und Schaltkasten sind in einem gemeinsamen Führerstand untergebracht. Das Gewicht des leeren Wagens mit ausgemauerter Pfanne beträgt rund 24 t.

Ein Roheisenwagen mit getrenntem Lokomotivantrieb war wegen der größeren Länge für die hiesigen Verhältnisse nicht zulässig. Der Roheisenwagen, der den Fahrbetrieb selbst trägt, hat vor einem solchen mit getrennter Lokomotive den Vorzug der größeren Einfachheit, er belastet die Bühnen nicht so sehr; ferner ist ein Ankuppeln für das kippen der Pfanne nicht erforderlich, und das Ankuppeln des Wagens an die Lokomotive kommt vollständig in Wegfall.

Schließlich kann der vollständige Wagen mittels des Laufkranes von der Mischerbühne abgesetzt und auf dieselbe hochgezogen werden. Zum Versetzen des Wagens mittels des Kranes ist der Wagen mit entsprechenden Oesen versehen.

 

Quellen

Schroeder 1908
Schroeder, F.: Das neue Thomasstahlwerk der Burbacher Hütte. In: Stahl und Eisen. Zeitschrift für das deutsche Eisenhüttenwesen. 28. Jahrgang (1908),  Nr. 46 (11. November), Seite 1641-1671

Wikipedia
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